American way of Gimmick? In seinem neueröffneten Ornos mit griechischer Küche lässt der gebürtige Ägypter Michael Mina, der in den USA 40 Restaurants führt, einen Fischsommelier auftreten und nach dem Vorbild von Käse oder Dessert einen Fischwagen vorfahren. Damit der jeden Tisch kommod erreichen kann, wurde – wie das Marketing betont – auf 22 der vorgesehenen 100 Plätze verzichtet. Der Wagen hat nichts von Christofle-Pomp, sondern bietet das Meeresfrische unter Glas auf Algen und Eis in einem blanken, unverschnörkelten Metallgefährt.  

In dem Mykonos zugeschriebenen Ambiente von Meeresschaumgrün und Korallenrosa präsentiert der Fischvorführer das (laut PR) über Nacht aus der Ägäis eingeflogene und das morgens von Gulfish und Four Star Seafood angelieferte Tagesangebot. Hingebungsvoll macht er schmackhaft, in welchen alternativen Zubereitungsarten das auf der Karte bloß gegrillt mit Zitrone und Oregano angekündigte Meeresgetier zu haben ist: im Ganzen gebraten oder in der Salzkruste, knusprig im Filoteig oder zart als Filet, klassisch oder wunschgemäß gewürzt und begleitet. Er kann auch Preisfragen mit den Problemen der Nachhaltigkeit etc. im Pazifik und Mittelmeer beantworten… Wer nichts mag, was nach Meer schmeckt, nimmt den aufwendigen griechischen Spinatsalat, gegrillte Lammkoteletts und danach die täuschend echte Zitronennachbildung aus Gelee und Biskuit.

Die Idee zum Fischsommelier hatte Mina, 52, schon mal: 2017 für Mina‘s Fish House in einem Four Seasons Resort auf Hawaii, in dem er seine Versionen des „Ono, ahi, mahi mahi“ aufsagen ließ, die von zart und süß bis würzig und scharf in gewünschter Zubereitung und Textur reichten. Wer wollte, konnte mit dem Sommelier aufs Meer hinausfahren oder zum Nachtangeln in der Nachbarschaft gehen. Süffisant kommentierte letzte Woche Restaurantkritikerin Soleil Ho vom San Francisco Chronicle: Die Ankündigung eines Fischsommeliers könne auf Gäste wirken wie der „Leckerli“-Ruf auf Hunde.

Foto: Estiatorio Ornos