Seit 1882 ein galoppierendes Pferd die Vorführung bewegter Bilder eröffnete, führte die Kinogeschichte etwa 50 große Tiere vor. Nun bekam endlich auch das Trüffelschwein eine Hauptrolle. Es grunzt seit gestern um die Füße von Hollywoodstar Nicolas Cage. Der spielt in Pig die Rolle eines Promikochs, der in die Waldeinsamkeit aussteigt, um dort mit seiner sauguten Brandy auf Trüffelsuche zu gehen. Das Drehbuch wird durch Verfremdungen filmreif, die Handlung dramatisch, als Brandy nachts brutal gekidnapped wird.

Als er seinen Film konzipierte, hatte Drehbuchautor und Regisseur Michael Sarnoski in seinem Leben einmal Trüffel gegessen und von Wilderern gehört, die im Bundesstaat Oregon mit Riesenharken den Waldboden aufwühlen und nach schwarzen Trüffeln graben, die pro Kilo gut und gerne 1500 $ bringen. Dass auch in Oregon zur Trüffelsuche längst Hunde üblich sind (bestgeeignet die italienische Rasse Lagotto Romagnolo), weil die seit der Antike eingesetzten weiblichen Trüffelschweine sehr raubeinig suchten und die Pilze als gefundenes Fressen verschlingen wollten, ignorierte Sarnonski. Seine Mitarbeiter „suchten das süßeste Schwein, das wir finden konnten, und bemühten sich, es so zu trainieren, dass es im Film vorzeigbar ist“. Es verkörpere die gezeigte traditionelle ländliche Lebensweise besser als ein Zuchthund und sei liebenswerter.

Im letzten Essen des Films, das in der „sehr starken Feinschmeckerszene“ von Portland serviert wird, verfeinert der gehypte Oregon-Trüffel ein landestypisches Gericht aus Taube, Pfifferlingen und Heidelbeeren. Es scheint Nicolas Cage, 57, nicht sonderlich beeindruckt zu haben, denn der nannte auch danach als „beste Geschmackskombination, die ich je hatte,“ ein Brathähnchen mit Champagner.

Wer auch in Pic beim Anblick eines Trüffels den Mozart der Pilze (Rossini), Diamant der Küche (Brillat-Savarin) oder das Allerheiligste der Gourmets (Dumas) auf der Zunge haben möchte, kann ihn nur als Beilage zu einem melancholischen Waldschrat in der amerikanischen Unterwelt abschmecken.

Foto: Courtesy of Neon