Von 2286 Sternerestaurants in 16 Ländern (sowie 25 unbesternten in der 50best-Liste) werden nur 6 % von Küchenchefinnen geführt. Dieser im Mai vom Online-Foodmagazin Chef’s Pencil ermittelte niedrige Wert ist keine überraschende Neuigkeit, aber vielleicht vergleichsweise interessant: In der Fortune-Liste der 500 größten Unternehmen werden 44 (8,8 % Prozent) von Frauen geleitet und 25 % der C-Level-Positionen von Frauen besetzt; in den deutschen DAX 30-Konzernen erreichen Frauen 1 Vorsitz und 18 % der Posten im Vorstand. Der Frauenanteil unter Professoren liegt in den USA bei 34 %, in Deutschland bei 26 %, bei Partnerinnen in Anwaltskanzleien erreicht er 22 bzw. 11 %.

Bei der Musterung der Küchenchefs fand Chef’s Pencil folgende Frauenquoten:

Spanien11%
Italien10%
Südkorea9%
England8%
Norwegen8%
USA7%
Brasilien7%
Frankreich5%
Deutschland4%
Belgien3%
Holland1%

Jeweils 0 % waren’s in Dänemark und Schweden, Irland, Portugal und Singapur. Norwegen erreicht seine 8 % dadurch, dass 1 seiner 13 besternten Restaurants eine Küchenchefin hat: Heidi Bjerkan, 52, die zuvor das Königshaus bekochte. Die Patronne des Trondheimer Credo, sehr auf zeitgemäße Nachhaltigkeit und angemessene Work-Life-Balance bedacht, erklärt sich die Frauenquote mit dem gängigen Grund: „Gute Küche erfordert viel Zeit und Hingabe und lässt sich nur schwer mit dem Familienleben vereinbaren.“ Kollegin Ana Roš, Zweisterneköchin in Slowenien, kommentierte die Chef’s Pencil-Zahlen so: „Ich bin wirklich überrascht, dass der Prozentsatz der Frauen, die die besten Restaurants der Welt leiten, so hoch ist, ich hätte ihn niedriger eingeschätzt. Der Anteil ist eine Folge einer sehr traditionell organisierten Gesellschaft, in der Frauen Multitasking betreiben und für so viele Dinge in ihrem Privatleben verantwortlich sind, von der Betreuung ihrer Kinder, ihrer Familie und ihres Haushalts. Zusammen mit den langen Arbeitszeiten, die in der gehobenen Gastronomie die Norm sind, schließt dies Frauen davon aus, sehr anspruchsvolle Karrieren zu verfolgen.“

Wenig Trost dürften die Küchenchefinnen darin finden, dass Frauen bei Start-ups noch weniger Chancen haben: In den USA gehen nur 2,3 % des Risikokapitals an von Frauen geführte Unternehmen und in Deutschland haben Männer eine 60 % höhere Chance auf Risikokapital als Frauen – obwohl Gründerinnen laut Boston Consulting Group pro investiertem Dollar 78 Cent erwirtschaften, Männer nur 31 Cent.

IM CREDO: RENTIER-INNEREIEN & LAKRITZ

Fotos: Restaurant Credo in Trondheim