Einmalig für einen Hotelier: Zum zweiten Mal tagt ein G 7-Gipfel im Hause von Dietmar Müller-Elmau. Kanzler Scholz begründete die Entscheidung, am selben Ort wie 2015 Vorgängerin Merkel zu empfangen, für seine Ausdrucksweise geradezu blumig: „Schloss Elmau erfüllt alle logistischen und sicherheitstechnischen Anforderungen. Mit seiner landschaftlich reizvollen Kulisse bot Schloss Elmau schon damals einen attraktiven Rahmen für die Gespräche und Begegnungen der Staats- und Regierungschefs, hat weltweit einen bleibenden Eindruck hinterlassen und gewährleistete einen reibungslosen Ablauf.“ Müller-Elmau, 67, nimmt die Auszeichnung persönlich als „die höchste, die es gibt“ – und sachlich als richtig.

Denn „ich habe dieses Hotel so gebaut, dass es perfekt ist für einen G-7-Gipfel… Ein schöner Platz ist eine gute Voraussetzung für gute Gespräche. Wer sich wohlfühlt, findet hoffentlich leichter Lösungen für die Krisen dieser Welt.“ Weniger heimelig klingt das, was Schloss Elmau für die sonstige Klientel sein will und anerkanntermaßen ist: Luxury Spa Retreat & Cultural Hideaway. Sein Erfolg beruht wahrscheinlich vor allem darauf, dass sich Hotelgäste, die ihre Ruhe haben wollen, nicht an Familien mit Kindern stören können – beiden Gästegruppen wird alles in weiträumig separierten Gebäudeensembles geboten, seit das Hotel nach einem Großbrand 2005 wiedererstand. Nicht nur baulich, sondern auch konzeptionell neu. „Das Tümelnd-Schwiemelnde“ (FAZ) der vormaligen Hotelikone des protestantisch-konservativen Deutschlands wich dem modernen Kosmopolitischen.

Mit dem Konzept hatte Müller-Elmau, der BWL, Philosophie und Hotel Management studiert hat, keine Probleme. Mit dessen Durchsetzung und der Finanzierung sehr wohl, da er mit seiner Familie und deren ebenso traditionsverhafteter Direktion verkracht war. Er floh 1986 in die Gründung eines Software-Unternehmens namens Microbase und begann 1987 mit der Entwicklung der Fidelio– Software für das Hotelmanagement, die sich den Erfordernissen der unterschiedlichsten Häuser anpassen ließ. Für den Start lieh er sich 10.000 Mark in der Traube Tonbach, wo er mit dem Betriebswirt Uli Finkbeiner (Bruder des heutigen Inhabers Heiner Finkbeiner) seine Idee zur Marktreife brachte. Fidelio wurde Weltmarktführer und ging 1998 für insgesamt 55 Mio Mark ganz an Micros Systems.

Uli Finkbeiner wurde Geschäftsführer bei der Weihnachten schmückenden Käthe Wohlfahrt KG in Rothenburg ob der Tauber; Müller-Elmau, der dankbar über die Traube redet, übernahm das elterliche Hotel und hob es in die Spitze der deutschen Luxushotellerie.

Foto: Schloss Elmau