Er hatte schon 14 Marathonläufe gewonnen (Bestzeit 2:14:43) und den 3. Platz der Weltrangliste erreicht, als er sich 1983 bei km 34 eines Rennens in England urplötzlich vor Schmerz und Hunger krümmen musste und mit Mühe und Not als 7. ins Ziel kam: Brian Maxwell, 30, der nach seinem Architekturstudium an der sportfreudigen University of California in Berkeley als Trainer auf deren Campus blieb. Als er nach den Strapazen verschnauft hatte, wurde ihm klar, was er gebraucht hätte: einen Energieschub, reich an Vitaminen, Eiweiß und Kohlenhydraten sowie fettarm, um leicht verdaulich zu sein. An dessen Entwicklung machte er sich sogleich nach der Heimkehr in Berkeley.

Dorthin war der in London gebürtige, in Toronto aufgewachsene Arbeitersohn 1971 als 18-jähriger dank eines Stipendiums gekommen, dass die Uni sportlich vielversprechenden Studenten gewährt. Als er 1975 seinen Bachelor machte, bekam er auch eine besondere Auszeichnung für seine Leistungen im Leichtathletikteam, den Brutus Hamilton Award. Da die Arbeitsmarktlage für ihn schlecht war, jobbte er im Uni-Sport, wurde Assistenztrainer der Langläufer und Cheftrainer des Cross-Country-Teams.

In der Küche seiner Wohnung begann er, verschiedene fettarme Getränke zu mischen, die leicht verdaulich schnelle Energie liefern sollten. Sportkamerad Mike McCollum, der es ebenfalls zu Ruhm brachte, erinnert sich: „Brians Suche war weltfremd. Sporternährung existierte, aber das Feld war primitiv. Typisches Champions-Frühstück dieser Zeit war so was wie der Verzehr von rohen Eiern.“ Maxwell kam auf die Riegelidee. Die entwickelte er mittels seines Mixers, Haferkleie, Fruktose, Milchproteinen, Maltodextrine, sprudelnden Drinks und mit Hilfe seines Freundes Bill Vaughn, Biochemiker an der Uni, und seiner Freundin Jennifer Biddulph, laufbegeisterte Studentin der Lebensmittelwissenschaften (die er später heiratete). Nachdem ihm Freunde nach Probieren der Riegel versicherten, dass sie ihnen leistungsfördernd geholfen hätten, kommerzialisierte Armstrong aus Ersparnissen ohne Bankenhilfe sein Energierezept. Für erste 35.000 Riegel in den Geschmacksrichtungen Malz-Nuss und Schokolade.

Brian und Jennifer besuchten Laufveranstaltungen aller Art in Kalifornien, verkauften aus dem Kofferraum ihres 1964er Ford Falcon und auf provisorischen Ständen ihre Riegel und klebten Flyer mit einem Bestellformular an Autofenster. Nach 3 Jahren kam ihr ständig verbessertes Produkt unter dem Namen PowerBar aus einer professionellen Produktionsstätte in Berkeley, Mitte der 90er aus einer Fabrik in Idaho. Im März 2000, als sie – über den Sport hinaus besonders bei Yuppies und Fitnessfreaks – einen Jahresumsatz von 30 Millionen $ erreicht hatten, verkauften sie für 375 Millionen $ an den Nestlé-Konzern.

Seither erreichten die bei Markteinführung weniger als 3 g Fett und keinerlei beigegebenen Zucker enthaltenden Riegel meist ungesund viel Fett sowie bis zu 28 g zugesetzten Zucker und sind ein weltweiter Milliardenmarkt. Jennifer Maxwell „würde die meisten nicht essen“. Und ihr (2004 mit 51 Jahren an Herzversagen gestorbener) Mann hat zu seinen Riegelzeiten nie für möglich gehalten, dass sein für Leistungssportler gedachtes Produkt mal zur „Nachmittagsgewohnheit in Büros würde“.

Foto: Cal Sports Quarterly