Das Symbol für den Wiederaufstieg des Whiskys ragt 40 m hoch aus dem historischen Hafen von Edinburgh: die Destillerie Port of Leith. Die jüngste der 141 schottischen Brennereien ist die erste vertikal gebaute. Nicht optisch, aber technisch futuristisch wirkt InchDairnie, 50 Autominuten nördlich auf der grünen Wiese in Glenrothes, das sich als moderne Destillerie ohne Tradition versteht und von der konservativen Konkurrenz als „ein Haufen von Raketenwissenschaftlern“ beargwöhnt wird. Ob modern oder altbewährt: In der aufgrund der Brexitfolgen lahmenden britischen Wirtschaft wirkt Whisky wie ein Springinsfeld, dem der Londoner Guardian „ein neues goldenes Zeitalter für Scotch“ verheißt.

In den letzten 6 Jahren starteten 20 neue Destillerien in Schottland, seit 2020 steigen die Exporte jährlich um die 20 %. Nur jede 10. Bottle bleibt im Lande, den meisten Rest gönnen sich die USA, Frankreich, Taiwan, Indien, Singapur und China als größte Importeure. Der zuvor ziemlich abgeflaute Whiskykonsum stieg wieder, weil die Schotten über ihren Schatten sprangen und das Mixen mit Cola oder Wasser mit Eis dulden und Werbekampagnen einiger Getränkegiganten jüngere Konsumenten ansprachen. So engagierte Diageo einen US-Fernsehstar für eine Live-Verkostung seines Lagavulin auf Instagram, drehte J&B einen LGBTIQ-ansprechenden Werbefilm, der auf Twitter und Tiktok viral ging. Medienwirksam lädt Johnnie Walker Princes Street in Edinburgh zur „Immersive Journey of Flavour“-Tour auf 8 Stockwerken und animieren Destillerien wie Glenturret, die älteste (seit 1763) noch aktive, die Neureichen mit Eskapaden wie einem 33-jährigen Whisky in 320 pompösen Art-déco-Flaschen von Lalique für 10.000 € (je 0,7 l). Solche Aktivitäten werden durch den Verfall des britischen Pfunds gegenüber den Währungen der importierenden Whiskywelt effektvoll flankiert. Auch die New York Times bilanziert: „Whisky boomt.“

Während sich in der Princes Street seit Eröffnung im letzten September 350.000 Besucher aus 112 Ländern den Whisky als Erlebnis vorführen ließen und die Futuristen bei InchDairnie auf Wasserstoff für den Betrieb ihres Brennkessels warten, können traditionsbewusste Liebhaber beispielsweise auf der Insel Islay in alter Whiskyherrlichkeit schwärmen. Wer den leicht rauchigen Duft des Torfbodens zwischen den 10 Destillerien mag, den die von den Atlantikstürmen herbeigewehten alten Moose, Heidekräuter und Algen bilden, kann hier atmen, was sonst in seinem Whiskyglas zu schmecken ist. Dieser Duft der großen weiten Welt des Whiskys bleibt – bei allen Ups and Downs in den Alkoholvorlieben.

WHISKY-TRADITION AUF ISLAY: ARDBEG