„Panettone, das ist Hefeteig, der schmeckt, als wäre er in einem Kämmerlein, in dem jahrzehntelang nicht gelüftet wurde, einsam vor sich hingegoren. Manchmal kleben zu allem Überfluss Orangeat oder Rosinen im muffigen Teig, von dem man meinen könnte, die Tage seines Mindesthaltbarkeitsdatums lägen irgendwann vor der Einführung des Mindesthaltbarkeitsdatums,“ warnte die Frankfurter Allgemeine heute, also rechtzeitig vor Einkauf der letzten Weihnachtsgeschenke, und wunderte sich: „Merkwürdigerweise verschenken die Menschen Panettoni nicht einmal zum einzigen Anlass, der diesem Schaumstoffgebäck angemessen wäre – Schrottwichteln –, sondern einfach so. Zum Adventstee (hä?), als Mitbringsel in der Vorweihnachtszeit (please, don’t!) oder gar als richtiges Weihnachtsgeschenk (why?).“ Kulinarisch fiel der FAZ-Autorin nichts zu der Backware ein, sie ließ die Leser lieber wissen, was eine befreundete WG mit dem „Geschenk des Grauens aus Hefeschaumstoff“ anstellte.

Zum völlig anderen Geschmacksurteil kam in Paris Le Monde: „Diese weiche Brioche mit Rosinen und kandierten Früchten (Orangen, Zitronatzitronen und Zitronen), luftig und elastisch, immer schön präsentiert in einer Schachtel oder in mit Bändern verschlossenen Zellophanbeuteln, ist ein purer Genuss mit starkem Suchtpotential.“

Weniger schwärmerisch, sondern journalistisch informierte die New York Times: „Der Weihnachtsgenuss ist zu einem globalen Geldmacher geworden, der Gesetze, Wettbewerbe und eine heftige Debatte darüber inspiriert, wie man ihn zubereitet. Im letzten Jahrzehnt hat der Weihnachtsklassiker seine italienischen Grenzen gesprengt und ein globales Profil erlangt. Wie baskischer verbrannter Käsekuchen und französische Croissants wird Panettone weit weg von zu Hause getestet und verändert, mit neuen Geschmacksrichtungen wie schwarzem Sesam, Aperol Spritz und Cacio e Pepe. Es gibt japanische Versionen, die mit Sake-Trub gesäuert sind, und brasilianische, die mit Dulce de Leche gefüllt sind; Supermarkt-Minis, die 2 $ kosten, und getrüffelte, die fast 200 $ einbringen…

Als Italien vereint wurde, wurde Panettone zu einem nationalen Symbol für Weihnachten. Aufwändig verpackte und verschnürte Kuchen wurden zu Statussymbolen und beliebten Geschenken. Aber mit dem Aufkommen des kommerziellen Backens wurde das Produkt in den Schachteln zunehmend trocken und schmeckte flach, mit billigeren Zutaten wie kandiertem Kürbis und Milchpulver.“

Wie es einem mit dem „altehrwürdiger Weihnachtsfavoriten“ ergeht, wenn man ihn als FAZ-Redakteurin nur aus dem Supermarkt kennt, erkundeten deren Kollegen beim Londoner Guardian. Sie testeten 16 Panettoni der größten Supermärkte: Am schlechtesten, mit 0 von 10 Punkten, schnitt der Lidl Deluxe Champagne Panettone ab, auf fast schon leckere 6/10 kam der Lidl Deluxe Panettone Classico, der Aldi Specially Selected Chocolate Panettone erreichte nur 4/10.