Während seiner zwei Marketingjahrzehnte bei Macallan verfünffachte sich der Umsatz und verneunfachte sich der Gewinn dieses Single Malt Whisky von „einzigartigem Temperament“. Nun ist Ken Grier, 63, der sich für den „Rolls-Royce der Malts“ feiern lassen durfte, Kreativdirektor beim kolumbianischen Dictador-Rum, dessen dritte Besitzergeneration auf den globalen Markt ging und mit dem Schotten den verschwenderischen Ultra-Prestige-Rumsektor dominieren will, was fürs restliche Geschäft ja nur hilfreich sein kann. Grier scheint dafür prädestiniert, denn seinem Whisky-Wirken verdanken Sammler alter Scotchs, dass deren Wert im Knight Frank Luxury Investment Index in den letzten 10 Jahren um 428 % stieg (Wein 137 %, Uhren 108, Handtaschen 78 und Kunst 75 %).

SCHNAPS-MARKETING-GENIE KEN GRIER, 63

Griers Motivation: „In den letzten fünf Jahren überstieg das Rum-Wachstum das Whisky-Wachstum. Es ist jetzt die am schnellsten wachsende Spirituosenkategorie und war die einzige beliebte Spirituose, die keinen Bereich der Premium-Kategorie hatte.“ Das ändert sein Konzept, „Geschichten zu erzählen, Menschen zum Träumen zu bringen, ihnen zu helfen, sich klüger und cooler zu fühlen, und ihnen mehr Status zu verleihen“. Beispielsweise durch die Dictador X Richard Orlinski 5 Decades-Collection, die Rum nicht in einfach in Flaschen füllt, sondern „in ein Kunstwerk einschließt“: eine Gorilla-Skulptur, die der tüchtig verkaufende Pariser Neo-Pop-Künstler Orlinsky aus seiner „Wild Kong“-Affenserie schöpfte, und eine verkünstelte 0,7-l-Flasche. Diese Sammlung bietet weltweit nur 525 Duos (je 100 in den Farben Platin, Gold, Rot, Blau oder Schwarz, plus 25 von Orlinski bunt bemalte). Drin ist ein Blend des Destillerie-Chefs Hernan Parra aus „besten Fässern“ der Jahrgänge 1966, 1976, 1986, 1996 und 2006. 

Im Gegensatz zum normalen Sortiment ist die Kollektion nicht im üblichen Handel erhältlich, sondern als NFT-Investment, da „Dictador als eine der fortschrittlichsten und innovativsten Luxus-Spirituosenmarken der Welt im immer beliebter werdenden NFT-Trend an der Spitze des Booms stehen will“. Als „Non-Fungible Token“ (nicht ersetzbare Wertmarken) kostete das einfarbige Ensemble heute Vormittag 42.99 ETH ~45.000 $. Eine der bunt bemalten Offerten erwarb auf der Art Basel Miami ein Kunstinteressierter für 100.000 $. Wer sich das ganze bedeutende NTF-Getue nicht antut, um bedeutend zu sein, verpasst einen Rum mit Noten von Karamell, Sirup, Currypulver, Espresso und Kaffee.

Die nächste Grier-Eingebung bietet, ebenfalls als NTF, 20.000 Flaschen, die statt Etikett mit reliefartigem Stadtplan einer Weltmetropole behaftet sind – einer Kreation des polnischen Straßenkünstlers Mariusz Waras für die Kleinigkeit von 1000 $.

NTF-OBJEKT: RUM MIT PARISER STADTRELIEF

Fotos: Courtesy Dictador