Ketchup wurde in Frankreichs Schulspeisung eingeschränkt, weil jede Flasche den Zuckergehalt von 60 Würfeln enthielt. In Israel darf Heinz (80% Marktanteil in Europa, 60% in den USA) sein Ketchup nur noch als „Tomatenwürze“ verkaufen, da es lediglich 21% Tomatenkonzentrat (und vor allem Sirup aus Gen-Mais) enthält. Wie andere französische Restaurants verweigert auch Le Petit Jardin in Saint-Guilhem-le-Désert (nahe Montpellier) seinen Gästen Ketchup, ebenso wie Coca-Cola; weitere Besonderheit: Benutzt jemand sein Handy, pfeift ein Kellner und zeigt dem Gast wie nach einem Foul im Fußball eine gelbe Karte, bei Wiederholung gibt’s die rote Karte und Restaurantverweis. Begründung: „Die Leute akzeptieren ja auch, dass sie ihre Telefone ausschalten müssen, wenn sie ins Kino oder ins Theater gehen.“ In Großbritannien will die Restaurantkette Frankie & Benny durch Handy-Verzicht erreichen, dass Familien wieder mehr miteinander reden – und bietet als Anreiz kostenlose Kindergerichte.

In den USA dürfen Mandeln (aus Furcht vor Salmonellenrisiko) nicht roh, sondern nur pasteurisiert verkauft werden. 20 Bundesstaaten und Kanada untersagen auch Rohmilch. Und 12 Bundesstaaten verboten schon im Jahr 2000 Haifischflossensuppe – wegen der noch heute weitgehend üblichen Methode, Haien lebend die in China, Hongkong und Thailand besonders beliebten Flossen abzuschneiden und die Fische ins Meer zu werfen, wo sie dann verenden. Einer der Hauptlieferanten für Flossen (Kilopreis ab 200 $) ist Spanien. Asiaten schätzen die Suppe nicht wegen des (schwachen) Geschmacks, sondern wegen der gelatinösen Konsistenz und als potenzfördernd.

Für Restaurants wie das Momofuku Ko in Manhattan, La Venencia in Madrid oder August in Augsburg, die das Fotografieren von Gerichten untersagten, wirbt Drei-Sterne-Koch Michel Roux in Bray (auf halbem Weg zwischen London und Oxford) um Verständnis: „Mal etwas Ungewöhnliches zu knipsen, ist ja verständlich. Aber kein Foto kann die Aromen erfassen. Die ständige Fotografiererei schmälert nur den Genuss und stört andere Gäste.“ Englisch skurril scheinen andere Verbote: Das Langdale Chase in Windermere (nördlich von Manchester) will kein Trinkgeld, denn „wir haben ja dem Gast fürs Kommen zu danken“, das Café Chart Room in Brixham (westlich von Plymouth) weist Kinder unter 12 ab, weil „unsere Hauptzielgruppe ältere, reifere Menschen sind, die sich in nostalgischem Rahmen unterhalten können, ohne dass Kinder herumlaufen“.

In Singapur darf die sehr beliebte Durian Frucht wegen ihres mehr als penetranten Geruchs nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden, in Kanada wird der orangefarbene schottische Anti-Kater-Sprudel Irn-Bru nicht verkauft, weil die darin enthaltene Lebensmittelfarbe Ponceau 4R zu Hyperaktivität führen könne, und in Kalifornien, Indien sowie ab 2022 in New York ist Frankreichs Foie gras als Tierquälerei verboten.

Im Londoner Firedog gibt‘s keine Avocado, weil „wir gelangweilt sind, sie auch bei jedem Frühstück und Brunch zu sehen“, das vegane Restaurant El Vergel in Tarragona verbot Eltern, ihre Babys nicht-vegan zu füttern, und das Eat im New Yorker Stadtteil Brooklyn, dessen Küchenchef in Indien von buddhistischen Mönchen beeindruckt war, die ihr täglich Brot wortlos kauten, preist seine lange im Voraus gebuchten Eat, Don’t Speak-Menüs: „Es ist wie eine Meditation. Die Stille spricht für sich.“

Foto: WWF junior