30 Millionen Gäste, unter ihnen Queen Elizabeth und US-Präsident Carter, Elizabeth Taylor und Tom Cruise, aßen in dem schwimmenden Restaurantpalast, noch mehr Menschen sahen ihn in den Filmen „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (mit Roger Moore als James Bond), „The Protector“ (Jackie Chan) oder „Contagion“ von Steven Soderbergh über eine tödliche globale Virus-Pandemie. Den Restaurantnamen Jumbo rechtfertigten die 76 m lange Fassade, hinter der auf 4.200 m² bis zu 2.300 Gäste bassinfrischen Hummer, doppelt gekochtes Vogelnest und gebratenes Spanferkel essen konnten.

The Jumbo Floating Restaurant verankerte 1976 der einheimische Selfmade-Geschäftsmann Stanley Ho im taifunsicheren Süden von Hong Kong Island. Der ehemalige Turniertänzer, der es mit Glücksspielcasinos und Wettbüros zum Multimilliardär und mit 4 Ehefrauen zu 17 offiziellen Kindern brachte, ließ das Boot im Stil eines chinesischen Kaiserpalastes und seines Luxusempfindens gestalten und in sehr touristisch interpretiertem kantonesischem Stil bekochen. Bis 2012 machte die Touristenattraktion satte Gewinne, dann geriet sie – ganz gewiss nur zeitgleich mit Pekings Versuchen, die Hongkonger Schulbücher im Sinne seiner „moralischen und nationalen Erziehung“ umzuschreiben – ins Schlingern und häufte bis zu ihrer (offiziell mit den Corona-Folgen begründeten) Schließung im März 2020 insgesamt 12,25 Mio. € Verluste an. Am Jahresende versprach Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam in einer programmatischen Rede zur Überwindung der Coronafolgen, sich für eine Wiedereröffnung des Restaurantschiffs einzusetzen, nachdem dessen Eigner Jumbo Kingdom bereit war, es dem nahen Ocean (Freizeit-) Park zu schenken. Doch der teilte Ende 2021 mit, dass er keinen Betreiber für die Gastronomie finden könne. Als Frau Lam letzten Monat Anträge von Kommunalpolitikern ablehnte, Jumbo als eine Art Wahrzeichen Hongkongs mit Steuermitteln zu finanzieren, kündigte der Eigner an, das Restaurantschiff zu verlegen – zwei Tage später sank dessen Küchenkahn.

Als Schlepper es letzten Dienstag (14. Juni) aus dem Hafen zogen und am Horizont mit nicht genanntem Ziel verschwanden, begannen in Hongkong die Spekulationen: In Singapur gibt’s Werften für die Restaurierung und Publikum für die Restauration, im ebenfalls nicht unattraktiven Macau residiert Gründersohn Lawrence Ho, zu dessen Erbe auch Jumbo gehört.

PS: Sie sank nach 5 Tagen nahe der Xisha-Inseln (früher Paracel-Inseln) im Südchinesischen Meer – da Wasser eindrang… Am 3. August teilte die Behörde für See- und Schifffahrtssicherheit der chinesischen Provinz Hainan mit, die auf dem Wege nach Kambodscha in einen Taifun geratene Jumbo stecke kopfüber auf einem Korallenriff fest.

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