Dass für ein Pfund Zuchtlachs zwei Pfund Wildfischfutter aufgewendet werden, beklagte im Jahr 2000 eine Untersuchung über die „Auswirkung der Aquakultur auf die weltweite Fischversorgung“. Diese Woche bilanzierte ein Bericht über „20 Jahre globale Aquakultur“ erfreut, dass die Zuchtfische zunehmend vegetarisch gefüttert werden: vor allem mit Soja – weil das billiger sei. Verantwortlich für die beiden wissenschaftlichen Studien ist Rosamond Naylor, 63, Professor für Erdsystem- und für Wirtschaftswissenschaften an der US-Eliteuniversität Stanford.

Die frühere Arbeit las sich als Warnung vor einem zunehmenden Umweltproblem: Denn Fischfarmen verschlangen wilde Fischbestände (wie Unmengen von Sardellen), verdrängten gewachsene Ökosysteme, verbreiteten Krankheiten und verursachten Meeresverschmutzung. Die neue Lagebeurteilung, die Hunderte von Forschungsarbeiten aus den letzten zwei Jahrzehnten auswertet, schildert sowohl vielversprechende Entwicklungen als auch anhaltende Probleme, fällt aber kein verallgemeinerndes Urteil. Professorin Naylor: „Die Aquakulturindustrie, die über 425 Arten in allen Formen von Süßwasser-, Brackwasser- und Meeressystemen züchtet, ist so vielfältig, dass es keinen Sinn macht, sie in eine ‚nachhaltige‘ oder ‚nicht nachhaltige‘ Kategorie einzuteilen.“ Naylor sieht „Potenzial, nachhaltig zu sein“, und fragt: „Wie können wir nun sicherstellen, dass sie sich in diese Richtung bewegt?“

2000 kamen 34 % der weltweit verzehrten Fische aus der Zucht, heute sind es 56 %. Dazu verdreifachte sich seit 2000 (bis 2017) die globale Zuchtfischproduktion, zu der China gut die Hälfte beiträgt, Norwegen und Chile mit Atlantiklachs sowie Ägypten mit Nil-Tilapia beeindrucken. Im selben Zeitraum ging der Fang von Wildfischen für die Herstellung von Fischfutter und Fischöl zurück. Gänzlich umweltfreundlich ist die ebenfalls gestiegene Algen- und Muschelzucht, da sie ihre Nährstoffe aus dem Wasser filtert.

Zur verstärkten vegetarischen Fütterung, die den teuersten Kostenfaktor der Fischzuchtfarmen reduziert, aber keinen Fisch vom Discounter- ins Delikatessenniveau schwimmen lässt, merkt die aktuelle Studie an: „Die Aquakulturindustrie wird zunehmend unter Druck gesetzt, kein Soja aus abgeholzten Gebieten wie dem Amazonas zu beziehen.“ Viele Nachhaltigkeitskriterien bleiben unerfüllt, weil die Zielmärkte die Produzenten nicht durch verbesserte Preise oder einen besseren Zugang belohnen. Die Professorin ganz profan: „Wie bei allen Lebensmittelsystemen müssen auch die Fischesser erkennen, dass es kein kostenloses Mittagessen gibt.“

Foto: earth.stanford.edu