Andere Köche backen, wenn’s nicht mehr läuft, kleinere Brötchen, Ducasse Kekse. Selbstredend ein Gebäck, das „die Welt der Kekse aufrüttelt und einen großen Klassiker neu interpretiert“, wie französische Krümelmonster lobhudeln. Oder wie Ducasse den Erstverkauf am 1. September entriert: „Ich will den Keks mit handwerklichem Mehl, unverfälschten und subtilen Rezepten in Pariser Handarbeit aufs Beste neu interpretieren.“

Wer nach dem Rauswurf aus dem Plaza Athénée, der seiner Entthronung als Dominator des kulinarischen Universums und dessen Trends glich, eine andere Reaktion wie Feingebäck erwartete, dürfte nun endgültig von Ducasse enttäuscht sein. Denn seither fiel dem nichts Tolleres ein als der gemüsige Burgal als „Burger mit innerer Schönheit“ und das mit Albert Adrià in Paris betriebene Pop-up-Restaurant Admo, das sich nur bei eingeladenen Journalisten als Erfolgsgeschichte las, sowie die bemühten Hinweise auf seine Eis- und Schokoladenmanufaktur. Diese Hinwendung zu Produkten, die eher dem breiteren bodenständigen Publikum als den elitären abgehobenen Gourmets schmecken, könnte aus seiner finanziellen Situation herrühren.

Die in Brüssel im Hause eines Bürovermieters sitzende Holding Ducasse Developpement machte 2020 und 2021 jeweils 34 % weniger Umsatz als 2019 sowie 2021er nach 2 Verlustjahren nur 588.611 € Bruttogewinn. Der letztes Jahr neugewonnene Investor Mirabaud Patrimoine Vivant, geführt vom Ex-Minister Renaud Dutreil (Öffentlicher Dienst, Unternehmertum, Handel, Handwerk und freie Berufe), hatte außer 5,85 Mio $ offenbar die Maxime, das Haus Ducasse solle sich mit „Produkten für die Massen“ sanieren. Doch kaufen die im Supermarkt Kekse ab 4 € oder seinen Kaffee? Der große Koch scheint da zuversichtlich und auf den Mirabaud-Kurs eingeschwenkt. In einem Interview mit popnews247 sagte er, seine alte Grandeur nicht verleugnend: „Keksgeschäft sowie Eiscreme und Schokolade, die ich Peripherieprodukte nenne, sind trotz aller Handwerkskunst rentabler.“

PS: Gleichwohl bleibt Ducasse der Gastronomie treu: Er bittet nun auch im Rivea in Saint-Laurent-du-Var (bei Nizza) zu Tisch, zum „Dialog voller Aromen zwischen den Küchen der Provence, Italiens, Griechenlands und Nordafrikas…“ Die Location schmeichelt ihm nicht: In einem Wettbewerb der hässlichsten Orte der Côte d’Azur ist die Gemeinde kaum zu schlagen, und das Restaurant im Einkaufszentrum Cap 3000 befindet sich in gastronomischer Gesellschaft von McDonald’s und Vapiano, Starbucks und Häagen-Dazs. Vielleicht ist das als Test für die Massentauglichkeit der Peripherieprodukte gedacht, denn in einer Ecke können Passanten Eis und Kaffee von Ducasse kaufen.

Foto: La Manufacture Ducasse/AtelierMai98