Wird ordentlicher oder gar guter Wein im Fernsehen getrunken, genüsslich probiert, kundig kommentiert oder mystisch verklärt, dann von Weißen. Zumeist gutsituierte Männer und sehr gelegentlich emanzipierte Frauen. Das ändert sich derzeit auf amerikanischen Bildschirmen. Denn in den Serien „Kings of Napa“ von OWN (The Oprah Winfrey Network), „Grand Crew“ von NBC und „Promised Land“ von ABC erheben Farbige freudig ihre Gläser. Erstmals besitzt eine afroamerikanische Familie einen Weinberg, hängen schwarze Freunde in einer Weinbar ab, agieren schwarze Frauen als vinophile Expertinnen mit kluger Geschäftstüchtigkeit und trägt eine lateinamerikanische Familie ihre Machtkämpfe und Beziehungsprobleme auf dem prominentesten Weingut der Region aus – alles in Kaliforniens realer Weinwelt und ganz anders als einst in der Wine Country-Serie „Falcon Crest“, in der das Napa Valley noch ein fiktives Tuscany Valley war.

Die Inszenierungen sind Wine Fiction und Fantasy. Es gibt zwar unter den Besitzern der Weingüter und Weinberge in Napa Valley und Sonoma auch Schwarze, aber die „können nur 0,001 Prozent der Winzer und Gutsherren in Kalifornien ausmachen“, schätzt Phil Long, Präsident der Association of African American Vintners. Und unter den US-Weintrinkern finden sich nur 11 % Schwarze (zwischen 70 % Weißen und 13 % Latinos). Zu dem Elftel zählen immerhin in aller Öffentlichkeit Rapper wie E-40 und Joey Badass und Basketballspieler wie Dwyane Wade und LeBron James. Das entzückt „Grand Crew“-Member Sherman: „LeBron trinkt es. Wein ist jetzt schwarz!“

Esther Mobley, die Weinautorin des San Francisco Chronicle, hat die drei Serienstarts angeschaut, findet „sie alle kitschig“ und „voller Schnitzer“, lobt aber: „Was rüberkommt, ist die gemeinsame Vision der Shows von einer Zukunft, in der Weinkenner vielfältiger sind: nicht stereotyp weiße Männer mittleren Alters, sondern auch jung, schwarz und beruflich erfolgreich, nicht klischeehafte Frauen, die gedankenlos trinken, sondern auch Töchter, die versiert sind und Wein kennen. “

Foto: OWN