Jahrzehntelang empfahl sich Relais & Châteaux als „die schönste Hotelvereinigung der Welt“, nun verheißt es den Gästen, „im Mittelpunkt unserer Art de Vivre stehen unsere Restaurants“ und handelt nach seinem 2014 beschlossenen Manifest für „eine bessere Welt durch Kochkunst und Gastfreundschaft“. Für dieses hehre Bemühen wählte sie sich zum 1. 1. eine neue Führung: Laurent Gardinier als Präsident und Mauro Colagreco als Vizepräsident Gastronomie, beide aus dem Vorstand der Restaurantvereinigung Les Grands Tables du Monde.

Dort scheidet Gardinier aus. Einerseits wird’s bedauert, da er als Schatzmeister geschätzt wurde, andererseits erfreut’s, weil er den Granden der Tafelrunde als Besserwisser auf die Nerven gehen konnte. Der 55jährige Master in Politischer Philosophie und Politischer Geschichte, dessen Familie durch Düngemittel zu Wohlstand kam und u.a. Pretiosen französischer Gastlichkeit wie die Domaine des Crayères in Reims und das Taillevent in Paris besitzt, demonstrierte seine kulinarische Kompetenz am eindrucksvollsten durch die Rekrutierung von 3 Küchenchefs in den letzten 4 Taillevent-Jahren.

Dreisternekoch Colagreco, 46, hat für das neue Amt, das ihm Gardinier schmackhaft machte, alle Zeit der Welt: Neben seinem ökobewussten Stammhaus Mirazur in Menton (Côte d’Azur) betreibt er bloß noch eigene Restaurants in Paris, Cannes und Courchevel, in Peking, Nanjing und Macao sowie in 2 Städten seines Heimatlandes Argentinien, verantwortet er nur 4 Restaurants in Hotels (darunter Raffles in London) und ist nur noch Chef von MC Conseils und der Pizzerienkette Pecora Negra sowie Botschafter der Unesco für Biodiversität – und immer sehr nett und halb im Bilde scheinend. Das lässt ihm Zeit für sein Relais & Châteaux-Programm: „Es gibt keinen anderen Weg, sich die Gastronomie von morgen vorzustellen, als unsere Auswirkungen auf den Planeten anzupassen. Man kann nicht immer und überall alles essen. Ein anderer, verantwortungsbewussterer Luxus ist möglich. Die Probleme und die dafür zu bringenden Lösungen unterscheiden sich sicherlich je nach Weltregion, aber alles ist eine Frage des Willens… Ich möchte, dass die Plastikfrei-Zertifizierung für unsere Mitglieder zur Pflicht wird… Ich denke auch darüber nach, wie wir Technologie einsetzen können, um unseren CO₂-Fußabdruck auszugleichen.“

Gardinier hat noch eine andere Priorität, wie er im US-Magazin Forbes ankündigte: „Ich bin mir nicht sicher, ob das Exzellenzniveau, das für uns oder unsere Eltern ausreichte, für die jüngere Generation ausreicht. Die Art und Weise, wie sie Luxus empfindet, ist ein bisschen anders. Als Hoteliers müssen wir vor Ort ein Gefühl dafür vermitteln, was wir tun. Wir müssen uns bewusst überlegen, was wir tun können, um uns zu verbessern und wie wir arbeiten und mit der Kundschaft kommunizieren… Die jüngere Generation sucht die Verbindung zur Natur, weil sie sehr urban ist. Es ist etwas sehr Grundlegendes… Unsere Gäste gehen immer häufiger in Gemüsegärten, um die Bienen zu sehen.“ (Die Fotos zeigen Gardinier nach seiner Wahl, Colagreco bei seiner Unesco-Ernennung.)