Für ihre Serie „Globales Kalifornien“ ging die Los Angeles Times auch essen, um die weltweite kulinarische Bedeutung des selbsternannten Golden State und anerkannten Sunshine State abzuschmecken. Sein europäisches Fazit zieht das Blatt in zwei Artikeln unter den Überschriften: „Kalifornisches Essen erobert Europas Restaurantszene. Und es ist nicht nur Avocado-Toast“ sowie „Warum servieren Köche in Europa kalifornische Küche? Sie erklären seinen Reiz“.

Aus Deutschland zitieren die Times-Korrespondenten zwei begeisterte Gastronomen. „Wenn ich an Kalifornien denke, denke ich an gesundes, gutes Lifestyle-Essen. Proteinreich, kreativ und lecker. Aber dann natürlich auch klassisches Fast Food, wie den Burger von In-N-Out, den ich absolut liebe,“ sagt Pete Szymik, Mitinhaber von Heppy Green in Frankfurt. „Ich hatte so viele Ferien in Kalifornien. Ich liebe den kalifornischen Weg. Die Palmen, der Sonnenschein, die Menschen, das Essen. Alles an Kalifornien ist so, so schön. Also beschloss ich, meine Location California Bean zu nennen. Ich wollte einfach ein California-Feeling – etwas Leichtes, etwas Cooles – nach Deutschland bringen,“ referiert

Evelyn Müller in München deren „Restaurant Pfannkuchen, Sandwiches und Burger serviert, die von Müllers Reisen nach Kalifornien inspiriert sind.“ Die Kronzeugen für den kalifornischen Einfluss in Paris und Mailand, London und Ljubljana sind von ähnlichem kulinarischen Kaliber wie die beiden deutschen Kalifornien-Kenner. Und so dürfen die Leser in Los Angeles voller Lokalstolz zur Kenntnis nehmen, dass für einen Londoner „Kalifornisches Essen ein Ethos ist und eine Philosophie“ und dass eine Pariserin proklamiert: „In der Gastronomie ist ‚Kalifornien‘ zu einem Trendwort geworden. Die Leute erkennen Kalifornien als führend in der Küche an.“ Die Köchin an der Seine muss es ja wissen, denn sie hart dort „in einem Deli Californien in den letzten Jahren Chorizo-Tacos, Huevos Rancheros und knusprige Reisschüsseln bei den Parisern populär gemacht“.

Womit Kalifornien die Gourmets und die Spitzengastronomie in Europa sinnvoll beeinflusst (hat), erfahren die Times-Leser nicht aus den beiden Rapports der Zeitung, sondern aus deren Archiv. Denn das liefert für den Zusatzbeitrag „Wissenswertes über Kalifornische Küche“ auch die Antwort auf die Frage „Was sind Beispiele für Restaurants mit ‚kalifornischer Küche‘?“: Chez Panisse (Berkeley, 1971), Michael‘s (Santa Monica, 1979) und Spago (Los Angeles, 1982).

Vielleicht würdigt das Blatt ja noch in einem dritten Beitrag, dass Alice Waters, die in Berkeley Französische Kulturwissenschaften studiert hatte und 1971 mit 27 Jahren als Autodidaktin das Chez Panisse eröffnete, dort Wegbereiterin jenes Küchenstils wurde, den die Welt als „California Cuisine“ würdigt: Denn die Mutter der Farm-to-Table-Bewegung popularisierte marktfrische, saisonale Produkte und bodenständige Kochtraditionen. Spätere Köche wie Puck im Spago fügten die kreative Verbindung von lateinamerikanischen, asiatischen und europäischen Einflüssen hinzu.

Foto: Courtesy Chez Panisse.