Ab heute verkauft ein Kiosk an der geschichtsträchtigen Place de la Bastille das modischste Gericht von Welt: einen veganen Brioche-Bun, gefüllt mit einer Gemüse-Galette. Dieses neueste, Burgal genannte Œuvre von Alain Ducasse, ist täglich außer montags von 11 bis 21 Uhr für 7,50 € an dem unübersehbar grün-aubergine beklebten JCDecaux-kiosque erhältlich. Den Gemüseburger präsentierte Ducasse just am selben letzten Dienstag, an dem ihm sein bester Mann öffentlich Adieu sagte: Romain Meder, 43, seit 2007 an seiner Seite, erkocht künftig den höheren Ruhm der märchenhaft anmutenden Domaine de Primard in Guainville, eine Autostunde von Paris entfernt und fast 35 Jahre lang Domizil von Catherine Deneuve.

Der zur Altersschönheit der Grande Cuisine gewordene Ducasse proklamiert das Fast Food als „den Burger mit innerer Schönheit“. Dessen Äußeres besteht aus Brioche-Teig mit Kartoffelstärke (Maniok), aber ohne Butter, Milch oder Ei. Das Innere ist keine soundsovielte Version aus falschem Fleisch, Tofu oder dergleichen, sondern eine Galette aus Zucchini, Karotte, Pastinake, Linsen, Zwiebel und Quinoa, gewürzt mit Auberginenkaviar, scharfer Mayonnaise, gepickelter Essiggurke, serviert mit 3 Saucen zur Wahl (pikant, gemüsig oder kräuterig). Wer sich an dem umdesignten 16-m²-Kiosk den großen Ducasse gönnen will, nimmt den Burgal quasi à la menu mit Chips auf Kichererbsenbasis oder aus dehydriertem Gemüse sowie einem Softdrink und veganer Schokoladenmousse für 12,50 €.

Nicht alle in Paris hielten den zeitlichen Zusammenhang für Zufall. Und so fielen in der kulinarischen Szene Metaphern wie „Niedergang des Imperiums“ und „Ende einer Ära“. Denn außer dem Verlust der prestigiösen Plaza-Athénée-Gastronomie und dem Meder-Weggang traf den bekanntesten lebenden Koch auf Erden noch ein Schlag in die Magengrube, dessen ganzen Schmerz nur das kulinarische Frankreich erfassen kann. Als Ducasse das Eiffelturm-Restaurant 2018 an Frédéric Anton verlor, charterte er aus Wut einen gastronomischen Ausflugsdampfer (für monatliche 100.000 €), den er am Eiffelturm stationierte und als „Ducasse sur Seine“ rumschippern lässt. Und nun bekam letzten Monat nicht sein Elektroboot, sondern Antons konkurrierender Art-déco-Dampfer „Don Juan II“ einen Stern.

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