Leider zu spät als kurioser Geschenktipp zum Fest, aber vielleicht noch rechtzeitig, um nachhaltige Feiertage gehabt zu haben: Werfen Sie ihren Weihnachtsbaum nicht wie rund 27 Millionen andere deutsche Haushalte auf den Müll. Sondern lassen Sie sich auf der Zunge zergehen, was er aromatisch zu bieten hat. Anregungen serviert aus London Julia Georgallis, 34, in ihrem ersten Kochbuch: „How to Eat Your Christmas Tree“. Die 32 Rezepte der studierten Industriedesignerin und Hobbybäckerin, kulinarisch fortgebildet in Mailand und Lissabon, schenken einen Eindruck, wie gut sich Fichten-, Kiefern- und Tannennadeln in der Alltagsküche nach dem Fest machen – von der weihnachtlich gepökelten Forelle mit zerstoßenen Tannennadeln bis zum Pudding oder Eis, in dem Fichtennadeln das Vanillearoma herzhaft betonen.

Wer das für eine spezielle Form britischen Humors hält, wird von Köchen eines Ernsteren belehrt. John Williams, Küchendirektor des legendären Londoner Ritz-Hotels, empfiehlt „duftende und würzige Tannennadeln“, um unter anderem den Geschmack von Knollensellerie zu verstärken. Und der noch berühmtere René Redzepi vom Noma in Kopenhagen fing vor fast 20 Jahren an, mit Kiefernsprossen zu kochen, nachdem er in einem französischen Buch darüber gelesen hatte. „Wir gingen in den Wald und entdeckten, dass die reifen Nadeln Kiefern- und Zitrusnoten hinzufügen können. Stellen Sie es sich wie Rosmarin vor – Sie können es für fast alles verwenden.“

Diese Vielseitigkeit nutzt auch Lottie Muir in ihrer Dachgarten-Bar Midnight Apothecary in London, wo sie Douglasiennadeln und -stiele mit Wodka, Sirup aus dunklem Wildblumenhonig und Salbeiblättern, trockenem Wermut und Wermutbitter mixt, schüttelt, passiert und im Glas mit einem Tannenzweiglein garniert. Noch kreativer scheint der in Kanada und Wien lebende österreichische Waldökologe Artur Cisar-Erlach, der die Weihnachtsbaumnadeln mit Pekannüssen und Käse zu Pesto verarbeitet oder die Rinde mit Mehl, Zucker, Butter, Eiern, Backpulver und Salz zu einem Teig anrührt, den er mit einer süßen Creme aus Nadeln aromatisiert – für die Festtagskekse.

Ach ja, Redzepi rät eindringlich, vor Verzehr des Weihnachtsbaums zu prüfen, dass er nicht mit Pestiziden oder anderen chemischen Verbindungen besprüht ist, und Miss Georgallis empfiehlt, beim Umgang mit der ziemlich stachligen Fichte Handschuhe zu tragen…