0,1 % dessen, was in den USA als Meeresgetier und 1,4 % dessen, was als Fleisch gegessen wird, sind pflanzliche Produkte. Die Differenz resultiert nicht nur aus dem Konsumentengeschmack, sondern auch daraus, dass die Wissenschaft über Zellen und Organismen der Säugetiere mehr weiß als über Fische und Hummer. Welch marines Geschäft sich aus tatsächlicher oder geheuchelter Rücksicht auf Überfischung und die negativen Folgen von Aquakultur sowie aus Gewinnstreben der Lebensmittelindustrie wittern lässt, signalisieren Investoren: 2017 gaben sie 1 Mio $, 2020 mindestens 83 Mio; zur selben Zeit verdreifachte sich fast die Zahl der Unternehmen für alternatives Meeresgetier, auf 83. Darunter in Deutschland das in Berlin residierende, in Lübeck tätige Bluu Biosciences, das in seinen ersten 10 Monaten bis März 8,52 Mio $ von Investoren wie Manta Ray Ventures, CPT Capital, Lever VC, Norrsken und Be8 einsammelte.

65 dieser Labore in aller Welt produzieren das, was nach Meer schmeckt, auf pflanzlicher Basis, 6 aus fermentativen Proteinen und 12 züchten aus Zellen etwas, das noch nirgends verkauft werden darf. Im derzeitigen Sortiment: alternative Fischstäbchen, Krabbenkuchen, Lachs-Nigiri, Thunfisch- und Zackenbarschfilets. Bluu Bioscience konzentriert sich auf Züchtung von Zellen für fischige Produkte. Im Forschungsteam beklagt Frea Mehta, 27, die an der Arizona State University ihre Bachelors in Molekularbiologie und Chemietechnik machte und in München an der LMU promoviert: „Wir arbeiten mit Zellen, die biomedizinisch vernachlässigt wurden, wie viele marine Arten. Wir lernen jetzt, sie zu kultivieren.“

Der Verkauf von kalifornischen in vitro-Produkten auf dem neuen Fischmarkt könnte in den USA gemäß der Food and Drug Administration „bald beginnen“. Die Konkurrenz in Singapur will nächstes Jahr auf den Markt. Frea Mehta vermutet, dass die kultivierten Meeresfrüchte mit ziemlicher Sicherheit eine Mischung aus im Labor gezüchteten und pflanzenbasierten Technologien sein wird. Da die Unternehmen Zellen in eine Art pflanzliches Gerüst einschließen müssen, um ihnen Struktur zu geben, zumindest bis die Wissenschaft der zellulären Nahrungsmittelproduktion besser wird.

Foto: Bluu Bioscience