Nach den grün regierten Städten Besançon, Grenoble und Straßburg verfügte auch Lyons Stadtoberhaupt, dass auf städtischen Veranstaltungen keine Stopfleber mehr serviert wird, „weil sie Produkt einer Züchtung ist, die dem Tierschutz völlig zuwiderläuft“. Gleichzeitig forderte Bürgermeister Grégory Doucet, Mitglied der Partei Europe Écologie-Les Verts und wie seine Rathaus-PR der Ansicht, dass „Lyon die Hauptstadt der Gastronomie ist“, die Restaurants auf, „das Angebot von Foie gras so weit wie möglich einzuschränken oder sogar einzustellen“.

Die lokale Zustimmung hielt sich in engen Grenzen. Denn nach aktueller Umfrage des größten Meinungsforschungsinstituts, CSA, wollen 9 von 10 Franzosen weiterhin Foie Gras essen und werden 3 von 4 Haushalten sie Silvester auftischen. Ungleich vehementer war der öffentliche Protest gegen Doucet, der dem konservativen Lyon als „grüner Khmer“ gilt. Denn 14 Gastronomie- und Köchevereinigungen veröffentlichten ein „Manifest zur Unterstützung der französischen Stopfleberindustrie“, darunter die Académie culinaire de France, die Académie nationale de cuisine und die Association Française des Maîtres restaurateurs sowie La Société nationale des Meilleurs Ouvriers de France und Les Cuisiniers de la République Française plus Les Disciples d’Escoffier, der Club gastronomique Prosper Montagné und Euro-Toques – und Guillaume Gomez, Macrons staatlicher Botschafter für französische Lebensart.

Die Unterzeichner erinnern Doucet daran: „Die Foie gras ist seit 2006 in Frankreich als geschütztes kulturelles und gastronomisches Erbe anerkannt und wird von den großen französischen und ausländischen Küchenchefs geachtet. Als Symbol der Haute Cuisine ist die Foie gras ein Botschafter unserer Lebenskunst und trägt so zur Verbreitung unseres Know-hows und unserer Kultur in der ganzen Welt bei.“ Dann verpflichten sie sich „angesichts des Boykottaufrufs des Bürgermeisters von Lyon … und der Desinformationskampagne und Instrumentalisierung eines Symbols der französischen Gastronomie durch die extremistische Veganervereinigung Peta“ die Stopfleber „als eine unerschöpfliche Quelle kulinarischer Inspiration anlässlich der Feiertage und dann das ganze Jahr über zu würdigen“. Überdies wollen sie „die betroffenen Bürgermeister anschreiben und ihnen vorschlagen, ihre Entscheidung zu überdenken“ und ihnen „den Besuch eines Zuchtbetriebs, eines Stopfbetriebs oder eines Verarbeitungsbetriebs ermöglichen“.

Mehr als 200 Amtsträger aus allen Regionen (Bürgermeister, Abgeordnete, Senatoren) schlossen sich spontan dem Manifest an. Einen Tag später interpretierte Grégory Doucet sein Verdikt im Journal du Dimanche: „Die Frage der öffentlichen Auftragsvergabe sollte nicht mit der des festlichen Essens verwechselt werden, sowohl zu Hause als auch im Restaurant… Ein verantwortungsbewusster Volksvertreter stellt sicher, dass soziale, ökologische und ethische Kriterien eingehalten werden und lokale Produkte gefördert werden, die das Thema Tierwohl, faire Vergütung für die Produzenten und geringe ökologische Belastung berücksichtigen… Wir wollen, dass andere Modelle entstehen als die der industriellen Landwirtschaft und der intensiven Tierhaltung.“ Doucets Parteifreund Yannick Jadot, der 2022 als grüner Präsidentschaftskandidat gegen Macron antritt, schmeichelte sich bei den Köchen und seinen Landsleuten ein, „er liebe die handwerklich hergestellte Gänseleberpastete, die ein Qualitätsprodukt, ein Luxusprodukt ist, das wir in die Feiertage mitnehmen“.

Foto: @Grégorydoucet